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VIRTUS

Überprüfung der Nachhaltigkeit einer virtuellen Höherqualifikation berufstätiger Hör- und Kommunikationsbehinderter - Kontextfaktoren für erfolgreiche Berufstätigkeit

Innovation im Bereich beruflicher Weiterbildung von Menschen mit Hörschädigung

Die Virtuellen Fachschulen sind neu. Erstmals können Menschen mit einer Hörbehinderung auf diesem Wege die Höherqualifikation erreichen. Die Zielgruppe hat mit einer modernen Methode (blended learning) eine Höherqualifikation erlangt. Der Abschluss ist ein persönlicher Erfolg. Ein weiterer Erfolg ist möglich, wenn die Höherqualifikation auch Auswirkungen in der beruflichen Arbeit bringt. Genau diese Frage ist zu klären:

  • Haben Menschen mit Hörschädigung im mittleren Management
    • die gleichen Chancen wie nichtbehinderte Arbeitnehmer? (Fragen an Arbeitgeber/Schwerbehindertenvertreter, direkte KollegInnen)
    • andere bzw. neue berufliche Ansprüche und Erwartungen?
    • veränderte berufliche Rollen, Aufgaben und Positionen?
  • Ist mit der erhofften beruflichen Veränderung ein Arbeitgeberwechsel notwendig?
  • Folgt dem Fachschulabschluss tatsächlich ein beruflicher Aufstieg?

Exemplarisches Ergebnis

Wie wichtig sind für Sie am Arbeitsplatz folgende Kommunikationshilfen ?

Befragt wurden im Sommer 2006 die Abgangsjahrgänge 2003/2004 der Virtuellen Fachschulen - Staatlich geprüfte Betriebswirtinnen und /Betriebswirte (n=15).


12 Personen antworteten. Davon bezeichnen sich:

  • 67% als beidseitig an Taubheit grenzend schwerhörig,
  • 25% als beidseitig hochgradig schwerhörig und
  • 8% als beidseitig mittelgradig schwerhörig
Kommunikationshilfen

Kommunikationshilfen

Kommunikationshilfen

Die Befragung belegt die hohe Bedeutung schriftsprachbasierter Kommunikation. Die Gebärdennutzung (DGS/ LBG, dito Fingeralphabet) ist vergleichsweise gering und wiederum abhängig davon, ob KollegInnen diese Kommunikationsformen beherrschen. Der Einsatz von Schriftdolmetschern ist zusätzlich abhängig vom Vorliegen berufspraktischer Anlässe.


Daten aus dem Projekt VIRTUS zeigen, dass Schrift die Kommunikation mit hörenden KollegInnen klar dominiert. Dies ist für viele Arbeitnehmer/innen mit Hörbehinderung zwar keine mühelose Kommunikation, aber Schrift ist für sie zumindest physikalisch barrierefrei, d.h., sensorisch erfassbar und produzierbar. Andere FST- Projekte (vgl. ZUK) weisen vergleichbare Ergebnisse auf.


Zielgruppe

In die Studie einbezogen werden alle bisherigen Absolventinnen und Absolventen der Virtuellen Fachschule für Wirtschaft und Technik am Rheinisch Westfälischen Berufskolleg für Hörgeschädigte (rwb) Essen.

Vollerhebung der Abgangsjahrgänge 2003-2005 Befragung der Funktionsträger der (jeweils) aktuellen Arbeitgeber.

Die Zielgruppe erlangte mit dieser Höherqualifikation die Abschlüsse:
Staatlich geprüfte(r) Betriebswirtin/ Betriebswirt (n = 15) Untersuchungsschwerpunkt 2006
Staatlich geprüfte(r) Technikerin/ Techniker (n = 15) Untersuchungsschwerpunkt 2007

Die Zielgruppe besteht aus Personen mit unterschiedlichem Kommunikationsstatus:

  • Absolventinnen und Absolventen bezeichnen sich nach einer Selbsteinschätzung als „schwerhörig“ bei unterschiedlichem Grad der Hörschädigung (von mittelgradig schwerhörig bis an Taubheit grenzend schwerhörig bzw. spätertaubt)
  • Absolventinnen und Absolventen bezeichnen sich als „gehörlos“ und bevorzugen Gebärden als Kommunikationsmittel

Ziele

  • VIRTUS will die Auswirkungen des Fachschulabschlusses zur „Staatlich geprüften Technikerin“ bzw. zum „Staatlich geprüften Techniker“ im beruflichen Alltag untersuchen.
  • VIRTUS will die Betroffenen einschließlich der aktuellen Arbeitgeber nach ihren Erfahrungen aus der beruflichen Praxis befragen.

Damit soll ein Beitrag zur Verbesserung der beruflichen Möglichkeiten von Menschen mit einer Hörbehinderung und einem höheren Abschluss geleistet werden.


Kontextfaktoren

VIRTUS sucht Kontextfaktoren für erfolgreiche Berufstätigkeit höherqualifizierter Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit Hörbehinderung.

  • Was macht den Personenkreis beruflich erfolgreich?
  • Was brauchen die Betroffenen, damit Sie den neuen Abschluss im Beruf erfolgreich nutzen können?
  • Was benötigen Menschen mit Hör- und Kommunikationsbehinderung in höherqualifizierten Positionen?
  • Was benötigen Arbeitgeber, um Menschen mit Hörbehinderung Chancen zum beruflichen Aufstieg zu geben?


Das Projekt wird gefördert vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS)
Projektlaufzeit: 10/2005-09/2007 - kostenneutrale Verlängerung bis 03/2008

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